Der 16-jährige Léon aus Basel hat sich nach seiner obligatorischen Schulzeit dazu entschieden das Brückenangebot von AFS zu nutzen und ein Austauschjahr in den USA im Rahmen eines 10. Schuljahres zu verbringen. Hier berichtet er von seinen Austauscherfahrungen und gibt einen Einblick in die Lehrstellensuche aus dem Ausland.
Gegen Ende meiner obligatorischen Schulzeit hatte ich eigentlich den Plan gefasst eine Lehre zu beginnen. Ich stand eigentlich kurz davor einen Lehrvertrag zu unterschreiben und als ich aus heiterem Himmel dann doch noch eine Absage bekam, war ich am Boden zerstört. Zum Glück hatte ich schon während der gesamten Lehrstellensuche an einem Plan B in meinem Hinterkopf herumgebastelt. Ich wollte nämlich unheimlich gerne ein Jahr im Ausland leben bevor ich in die Berufswelt hier in der Schweiz einsteige. Und so meldete ich mich für ein Austauschjahr mit AFS in den USA an.
Nach kürzester Zeit hatte ich alle notwendigen Unterlagen beisammen und meine Anmeldung war unter Dach und Fach. In welchem Staat oder gar welcher Stadt ich in den USA unterkommen würde, erfuhr ich zwei Wochen vor dem Abflug. AFS hatte für mich einen Schulplatz und eine Gastfamilie in der verrückten Stadt Las Vegas im Bundesstaat Nevada gefunden. Bei meiner Ankunft wurde ich sehr herzlich, aber noch zurückhaltend, von meiner neuen Gastfamilie begrüsst. Da ich in einem Doubleplacement untergebracht war, lernte ich auch gleich den anderen Gastschüler der Familie kennen. Masa kam aus Japan und war ein sportlicher und netter Typ. Im Verlauf des Austauschjahres fühlte es sich fast so an, als wäre Masa mein echter Bruder, so gut verstanden wir uns. Das war eine tolle Erfahrung.
Auch in der Schule fand ich schnell neue Freunde, die meisten von ihnen lernte ich durch die Sportteams meiner Highschool kennen. Gemeinsam spielten wir Basketball, Fussball oder Baseball und an den Wochenenden gingen wir oft aus. Für mich war es immer wichtig, im Austausch schnell neue Bekanntschaften zu machen, denn sie halten einem den Rücken frei, wenn mal etwas nicht so gut läuft.
Ein verfrühter Abschied
Als sich Mitte März die Situation rund um das Coronavirus zuspitzte und AFS den Entscheid zum globalen Programmabbruch fällen musste, konnte ich nicht fassen, dass ich abreisen musste. Es fiel mir unglaublich schwer alles, was ich in den letzten Monaten aufgebaut hatte, zurückzulassen. Der Abschied von all meinen Freunden war mit Abstand das Schwierigste am ganzen Austausch. Aber irgendwann realisierte ich auch, dass es vielleicht besser ist in dieser Situation Zuhause bei meiner Familie zu sein.
Lehrstellensuche aus der Ferne
Da mein Austausch in den USA auf ein Jahr beschränkt war, wusste ich von Anfang an, dass ich mich während dieser Zeit um eine Lehrstelle kümmern muss. Und das tat ich dann auch, ich schrieb während des Austauschjahres mehrere Bewerbungen. Die Situation ist im Vergleich zu früher sicher einfacher geworden, da vieles heute online abläuft. Deshalb konnte ich ohne Probleme meine Bewerbungen von den USA aus an Firmen in der Schweiz schicken. Wenn man von Beginn weg in seiner Bewerbung erwähnt, dass man sich im Ausland befindet, sind mittlerweile auch viele Arbeitgeber bereit, ein Bewerbungsgespräch per Video-Call durchzuführen. Ich denke allerdings, dass es von Vorteil ist, wenn man schon eine gewisse Ahnung hat in welche Richtung es beruflich gehen soll, da natürlich Schnuppertage aus der Ferne nicht möglich sind. Ich bin überzeugt, dass gerade internationale Unternehmen ein Austauschjahr als wertvolle Erfahrung für einen jungen Menschen werten. Möglicherweise hat man deshalb einen Vorteil gegenüber seinen Mitbewerberinnen und Mitbewerbern, die direkt aus der Schule kommen. In jedem Fall ist so ein Austauschjahr charakterbildend, ich bin beispielsweise durch meinen Austausch viel selbstsicherer und auch selbstständiger geworden. Zwei wichtige Merkmale, die in der Berufswelt sicher von Nutzen sein werden.